„Hier spricht Asaf. Also, damit von Anfang an alles klar ist: Ich weiß gewiss, dass Gott zu Israel und zu denen, die reinen Herzens sind, gut ist. Die Wahrheit ist so augenfällig, dass man meint, niemand werde sie jemals in Frage stellen.
Doch gab es eine Zeit, in der ich tatsächlich anfing, irre zu werden. Meine Haltung in dieser Sache begann sehr schwankend zu werden, und mein Glaube war zeitweise fast zusammengebrochen.
Seht ihr, ich begann darüber nachzudenken, wie gut es doch den Gottlosen geht. Sie haben viel Geld, viel Spaß und keinen Kummer – und bald wünschte ich, ihnen gleich zu sein. Alles scheint ihnen zu glücken. Sie haben nicht so viele körperliche Beschwerden wie Gläubige, ihre Leiber sind gesund und geschmeidig (natürlich, sie können sich ja von allem das Beste leisten). Sie entkommen vielen der Kümmernisse und Leiden der anständigen Leute wie unsereins. Und selbst wenn sie ein Übel treffen sollte, sind sie hoch versichert gegen alle möglichen Verluste.
Kein Wunder, dass sie so selbstbewusst auftreten. Sie sind stolz wie ein Pfauenhahn und gnadenlos wie ein Tiger. Genauso wie ihr Körper vom Fett überzufließen scheint, laufen ihre Gedanken über von betrügerischen Anschlägen. Und wie arrogant sie sind! Sie spotten und fluchen über ihre Untergebenen und behandeln sie wie Dreck. Selbst Gott entkommt ihrer Bosheit nicht. Ihre Rede ist durchsetzt mit Gemeinheit, und in unverschämter Weise lästern sie ihn. Ihre Zunge stolziert großsprecherisch durch die Welt, als wollte sie sagen: ‚Platz da! Hier komme ich!‘
Die meisten der gewöhnlichen Leute halten sie für große Herrschaften. Sie beugen sich, machen Kratzfüße und zeigen höchsten Respekt. Einerlei, was die Gottlosen tun, das Volk findet nichts Tadelnswertes an ihnen. Und das bestätigt die Unterdrücker nur in ihrer Arroganz. Sie meinen, dass, wenn es einen Gott gibt, er jedenfalls nicht weiß, was hier vor sich geht. So fühlen sie sich sicher bei der Verfolgung ihrer hinterhältigen Pläne. Und so leben sie auch behaglich im Luxus und werden reicher und reicher.
Na ja, so begann ich zu denken: ‚Was hat es mir gebracht, ein anständiges, ehrliches und ehrenwertes Leben zu führen?‘ Die im Gebet verbrachte Zeit, die Zeit mit Gottes Wort, die Spenden für das Werk des Herrn, das aktive Zeugnisablegen für den Herrn, sowohl in der Öffentlichkeit als auch zu Hause; alles, was es mir eingebracht hat, ist ein tägliches Quantum an Leiden und Strafen. Ich fragte mich, ob das Leben im Glauben die Mühen wert ist.
Natürlich habe ich meine Zweifel und Befürchtungen keinem anderen Gläubigen mitgeteilt. Ich wusste, dass dies nicht gut wäre. Oft dachte ich an den Mann, der sagte: ‚Erzähle mir von deiner Zuversicht, Zweifel habe ich selbst genug.‘ So behielt ich alle meine Zweifel für mich, sonst hätte ich irgendeiner schlichten, vertrauensvollen Seele Schaden zugefügt oder sie zum Straucheln gebracht. Doch war die ganze Angelegenheit immer noch ein Rätsel für mich: Die Gottlosen blühen, während die Gerechten leiden. Es schien mir höchst unverständlich zu sein. Wirklich, ich zermarterte mich, um dieses Problem zu lösen.
Dann geschah etwas Wunderbares. Eines Tages ging ich in das Heiligtum Gottes, nicht in das im Tempel zu Jerusalem, sondern in das himmlische. Im Glauben [im Gebet] trat ich ein. Als ich dem Herrn das Wohlergehen der Gottlosen klagte, fuhr mir wie ein Blitz die Frage durch den Kopf: ‚Ja, aber was ist mit dem zukünftigen Leben?‘ Je mehr ich über deren ewiges Schicksal nachdachte, desto klarer wurde mir das Ganze.
So sagte ich zu dem Herrn etwa Folgendes: ‚Herr, nun begreife ich, dass entgegen allem Anschein das Leben der Gottlosen eine sehr gefährdete Existenz darstellt. Sie wandern an dem schlüpfrigen Rand eines tiefen Abgrunds. Früher oder später fallen sie ihren Täuschungen zum Opfer. Plötzlich sind sie dahin, fortgespült von einer Welle des Schreckens, die zu furchtbar ist, um darüber nachzudenken. Sie sind für mich wie ein Traum, wenn man am Morgen erwacht – alles, was den Träumer erschreckte, erweist sich nur als Hirngespinst. Ich sehe jetzt, dass die Dinge, die mich eifersüchtig machten, nur Schatten waren.
Es war dumm von mir, bitter und erregt über das scheinbare Glück der Gottlosen zu sein. Indem ich deine Gerechtigkeit anzweifelte, handelte ich eher wie ein Tier als wie ein Mensch. Verzeih mir, dass ich mich so benommen habe! Doch trotz meines törichten Verhaltens hast du mich nicht verlassen. Ich bin immer noch bei dir, und du hältst mich fest, wie ein Vater sein Kind an der Hand hält. Während meines ganzen Lebens leitest du mich durch deinen Rat, und am Ende nimmst du mich in Herrlichkeit auf.
Es ist genug, dass ich dich im Himmel habe; das macht mich fabelhaft reich. Und nun verlangt mich nach nichts auf der Erde als nur nach dir allein. Mögen die Gottlosen ihren Reichtum besitzen. Ich bin mit dir zufrieden und finde alles Genüge in dir. Mein Leib mag vergehen und mein Herz versagen; aber Gott ist die Kraft meines Lebens und alles, was ich jemals nötig habe – bis in alle Ewigkeit.
Alle, die versuchen, so weit wie möglich von dir entfernt zu bleiben, werden ohne dich umkommen. Und jeder, der sich von dir abwendet, um falschen Göttern zu dienen, wird zum Schweigen gebracht werden.
Was aber mich betrifft: Ich möchte so nahe wie möglich bei dir sein. Ich habe mich deinem Schutz übergeben, und ich möchte alle deine wunderbaren Taten jedem erzählen, der zuhören will.'“
William MacDonald, Übertragung von Psalm 73 aus seinem Kommentar zum Alten Testament, CLV 2005
Asaf ist seit weit über 2.000 Jahren tot. Asafs Gott, über den er sich so gefreut und bei dem er so viel Frieden für sein Leben gefunden hatte, ist immer noch der selbe. Und er lädt auch dich ein, ihn kennenzulernen und zu erleben, was Asaf erlebt hat: Einen Reichtum und Frieden, den die Welt weder anbieten noch verstehen kann – und ein Leben, das in Ewigkeit nicht endet.
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