Hab und Gut

Er sprach aber zu ihnen: „Seht zu und hütet euch vor aller Habsucht! Denn auch wenn jemand Überfluss hat, besteht sein Leben nicht aus seiner Habe.“

Die Bibel, Lukas 12,15

Das unersättliche Streben nach materiellem Besitz ist einer der stärksten Antriebe im menschlichen Leben. Und doch verfehlt es den Sinn menschlicher Existenz völlig. „Niemand lebt davon, dass er viele Güter hat“ (LU 1984).

J. R. Miller betont dazu:

Das ist eines der Warnzeichen, die unser Herr aufgestellt hat, die die meisten Menschen heute anscheinend nicht mehr beachten. Christus sagte sehr viel über die Gefahren des Reichtums, doch es gibt nur wenige Menschen, die sich vor Reichtum fürchten. Habsucht wird heutzutage kaum noch als Sünde angesehen. Wenn jemand das sechste oder achte Gebot bricht, dann wird er als Krimineller hingestellt und mit Schande überschüttet, doch wenn er das zehnte bricht, dann ist er nur geschäftstüchtig.

Die Bibel sagt, dass die Geldliebe die Wurzel allen Übels ist. Jeder, der diesen Vers zitiert, betont jedoch immer das Wort „Liebe“ und erklärt schnell, dass nicht das Geld an sich, sondern die Liebe zum Geld eine so furchtbare „Wurzel“ ist.

Wenn man sich umschaut, dann hat man den Eindruck, dass der Mensch doch davon lebt, dass er viele Güter hat. Die Menschen denken, dass ihre Größe von ihrem Reichtum abhängt. Und das scheint auch so zu sein, denn die Welt misst Menschen nach ihrem Bankkonto. Und doch hat es nie einen schlimmeren Fehler gegeben. Ein Mensch wird im Gericht danach beurteilt werden, was er ist, nicht danach, was er hat.


William MacDonald, „Kommentar zum neuen Testament“, CLV 2018, S. 286-287, Kommentar zu Lukas 12,15