Nach Hause gehen

Aber wir rechnen fest damit und ziehen es vor, fern von diesem Leib ganz beim Herrn zu Hause zu sein.

Die Bibel, 2. Korinther 5,8

Fast 74 Jahre lang war er mit der britischen Königin Elisabeth II. verheiratet: Prinz Philip, Herzog von Edinburgh. Am 9. April 2021 endete sein fast 100-jähriges Leben. Fünf Wochen zuvor war er noch am Herzen operiert worden. Als er im März das König-Edward-VII.-Krankenhaus verlassen hatte, bekam die Öffentlichkeit den beliebten Prinzgemahl ein letztes Mal zu sehen. Noch einige Tage verbrachte er auf Schloss Windsor, dann verließen ihn die Kräfte. Nach Bekanntgabe des Todes von Prinz Philip titelte eine große deutsche Zeitung: »Er ging nach Hause, um zu sterben.«

Bei einem Christen kann man es andersherum sagen: Er stirbt, um nach Hause zu gehen. »Denn hier auf der Erde haben wir keine Heimat. Unsere Sehnsucht gilt jener künftigen Stadt, zu der wir unterwegs sind« (Hebräer 13,14). Heimweh zu haben nach diesem herrlichen Ort in der Gegenwart von Jesus Christus ist keine Lebensmüdigkeit. Es ist vielmehr das Wissen, wo man als Mensch hingehört. Nämlich nicht in diese kaputte Welt, in der man am Ende doch nur alt und gebrechlich wird. Menschen gehören in die Gegenwart Gottes. Christen leben in dem Bewusstsein, auf der Durchreise zu sein. Wer Jesus nachfolgt, zieht einst in die Wohnungen ein, die er für seine Jünger vorbereitet hat (Johannes 14,2-3).

Mein Vater starb nicht in seinem eigenen, sondern in einem Krankenhausbett. Und er hatte Frieden mit Gott. Kurz vor seinem Ableben zitierte mein Papa die Strophe aus einem Lied von Christian-Rudolf Flad (1804-1830): „Endlich kommt er leise, / nimmt uns bei der Hand, / führt uns von der Reise / heim ins Vaterland.“

Sterben, um nach Hause zu gehen, ist weit besser, als nur zu Hause zu sterben – selbst wenn es im Luxus auf Schloss Windsor wäre.


Markus Wäsch, Leben ist mehr