Besser als die anderen?

Stell dir zwei Menschen vor, die in eine Kirche gehen. Der eine ist moralisch einwandfrei: Er hilft im Verein, spendet regelmäßig, lügt nicht, betrügt nicht, lebt sauber. Der andere ist das Gegenteil: Er nutzt seine Machtposition aus, um sich schamlos an Schwächeren zu bereichern.

Mit so einem Bild beginnt Jesus ein Gleichnis, in dem er den Unterschied zwischen einer religiösen Fassade und einem ehrlichen Herzen aufzeigt:

Zwei Männer gehen in den Tempel, um zu beten: Ein Pharisäer, also ein religiöser Vorzeigemensch, und ein Zöllner, damals ein Synonym für Betrüger und Verräter, da sie mit der römischen Besatzungsmacht in Israel kooperierten, für sie die Steuern eintrieben und sich nebenbei an den eigenen Landsleuten bereicherten.

Der Pharisäer betet so: „Ich danke dir, Gott, dass ich kein Sünder bin wie die anderen Menschen, wie die Räuber und die Ungerechten, die Ehebrecher oder besonders wie dieser Zöllner da!“ (Lukas 18,11)

Und der Zöllner? Der steht weit entfernt und traut sich kaum, aufzublicken. Sein Gebet sind kurz aber ehrlich: „O Gott, sei mir Sünder gnädig!“ (Lukas 18,13)

Jesus beendete das Gleichnis mit der Feststellung: „Ihr könnt sicher sein, dieser Mann ging von seiner Schuld befreit nach Hause, nicht aber der Pharisäer. Denn wer sich selbst ehrt, der wird gedemütigt werden; aber wer sich selbst erniedrigt, wird geehrt werden.“ (Lukas 18,14)

Der eine vergleicht sich mit anderen Menschen, der andere vergleicht sich mit Gott

Viele Menschen denken: „Ich bin doch kein schlechter Mensch. Ich habe niemanden umgebracht. Ich bin meistens freundlich, arbeite hart, lüge selten und zahle meine Steuern.“ Aber Jesus zeigt uns in seinem Gleichnis: Das reicht nicht! Wer ständig nur auf andere blickt („Ich bin besser als…“), der übersieht, das auch an ihm selbst etwas nicht stimmt, „denn kein Mensch auf Erden ist so gerecht, dass er nur Gutes tut und niemals sündigt.“ (Prediger 7,20)

Die entscheidende Frage ist eben nicht, ob wir etwas besser oder schlechter sind, als andere Menschen. Auch sie werden sich ja schließlich für ihre Schuld vor Gott verantworten müssen. Wer sich statt mit anderen Menschen mit dem heiligen Gott vergleicht, der wird schnell merken, dass da so einiges in seinem Leben ist, für das er sich schämen muss – aber nicht vor Menschen, sondern vor Gott.

Echte Hoffnung beginnt mit Ehrlichkeit

Der Pharisäer in Jesus Geschichte steht für einen Menschen, der seine Sicherheit und seinen Selbstwert darin sucht, besser zu sein, als andere. Der Zöllner steht hingegen für jemanden, der sich nicht mehr rausredet. Er verneint seine Schuld nicht und beschönigt sie auch nicht.

Genau hier beginnt echte Veränderung! Die Bibel sagt, dass Gott kein kalter Richter ist, sondern dass er gerne vergibt, wenn jemand vor Gott und sich selbst ehrlich seine Schuld eingesteht und um Vergebung bittet.

Deshalb ist diese Geschichte so herausfordernd: Sie bricht mit dem Gedanken, dass wir durch ein „gutes Leben“ und „gute Werke“ irgendwie bei Gott punkten können. Jesus Gleichnis erteilt dem Gedanken eine Absage, zeigt aber auch einen anderen Weg auf, der überraschend einfach ist aber Mut braucht: Ehrlichkeit.

Eine Bestandsaufnahme

Ehrlichkeit vor Gott beginnt mit einer inneren Bestandsaufnahme, mit einem Realitäts-Check. Wie sieht es aus in deinem Leben? In deinem Herzen? Sind da Gedanken, Worte, Taten, unterlassene Hilfe – Dinge, die vor Gott nicht in Ordnung sind? Dann kannst du dich jetzt entscheiden, dich nicht abzuwenden, sondern der Wahrheit ins Gesicht zu sehen: Jesus starb am Kreuz, nicht weil wir alle Heilige sind, sondern weil wir alle Sünder sind. Und er starb auch für dich.

„Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“

Die Bibel, Markus 10,45

Du musst nicht erst ein religiöser Vorzeigemensch werden. Alles, was es braucht, um mit Gott ins Reine zu kommen, ist Ehrlichkeit und der ehrliche Wunsch nach Vergebung.