Ein Lied über Gnade

Ein Liedgedicht von John Newton, dem Dichter des bekannten Liedes „Amazing Grace“:

Ich habe mich lang am Bösen gefreut
und kannte weder Scham noch Angst
bis mein Blick auf etwas Neues fiel
und meinen ungekündigten Lauf aufhielt.

Ich sah Einen am Holz hängen
in Schmerz und Blut.
Er legte seinen leidenden Blick auf mich
als ich nach bei seinem Kreuz stand.

Bis zu meinem letzten Atemzug
kann ich diesen Blick nicht mehr vergessen.
Er schien mir die Schuld an seinem Tod zu geben,
obwohl er kein Wort sprach.

Mein Gewissen spürte und bejahte die Schuld
und stürzte mich in Verzweiflung;
ich sah, dass meine Sünden Sein Blut vergossen
und beigetragen hatten, Ihn dort ans Kreuz zu nageln.

Ach,ich wussten nicht, was ich tat,
doch meine Tränen waren jetzt vergeblich;
wo sollte sich meine zitternde Seele verstecken?
Denn ich habe den Herrn getötet.

Einen zweiten Blick warf Er mir zu, der sagte
„Ich vergebe dir alles,
dieses Blut hat dein Lösegeld bezahlt;
ich bin gestorben, damit du leben kannst.“

Darum, während sein Tod meine Sünde
in ihrer schwärzesten Dunkelheit zeigt,
ist es das Geheimnis der Gnade,
dass er auch meine Begnadigung besiegelt.

Mit freudiger Trauer und trauender Freude
ist meine Seele nun erfüllt,
dass ich solch ein Leben zerstört habe
und doch Leben darf durch den, den ich tötete“

John Newton, „In Evil Long I Took Delight“, Olney Hymns, Book 2: On Occasional Subjects. London: W. Oliver, 1779