Vor einigen Tagen haben wir darüber nachgedacht, dass die Menschen damals Jesus göttliche Vollmacht zugesprochen haben (hier). Heute folgt nur ein paar Verse weiter der nächste Blick auf dieses Thema.
„Und siehe, ein Aussätziger kam, fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen! Und Jesus streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will; sei gereinigt! Und sogleich wurde er von seinem Aussatz rein. Und Jesus spricht zu ihm: Sieh zu, dass du es niemand sagst; sondern geh hin, zeige dich dem Priester und bringe das Opfer dar, das Mose befohlen hat, ihnen zum Zeugnis!“
Die Bibel, Matthäus 8,2-4
Bevor wir uns den heutigen Bibeltext genauer ansehen, ein kleiner Exkurs zum Thema Aussatz:
Heute ist sich die Wissenschaft uneinig, was Aussatz genau für eine Krankheit war. Historisch belegt ist, dass sie mit auffälligen und großflächigen Veränderungen der Haut einherging, bei Berührung anstecken konnte und unheilbar war. Wer einmal Aussatz hatte, an dem breitete es sich immer weiter aus, bis schließlich im Endstadium der gesamte Körper ein großer Ausschlag war. Verständlicher Weise hatten gesunde Menschen große Angst, Aussätzige zu berühren oder ihnen auch nur nahe zu kommen, denn keiner wollte sich mit der unheilbaren Krankheit anstecken.
Im Alten Testament, das identisch mit der heiligen Schrift der Juden, dem Tanach, ist, sind Gottes Gebote an die Juden aufgezeichnet, wie mit Aussätzigen umzugehen ist. Es ist Sache der Priester, Aussatz zu diagnostizieren. Dafür gibt es ein spezifisches Vorgehen und es ist auf spezifische Merkmale zu achten. Aussätzige werden aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und müssen ein Leben leben, das wir vielleicht am besten mit den Lepra-Kranken des Mittelalters vergleichen können.
Das Alte Testament berichtet nur von sehr wenigen Heilungen von Aussatz und ausnahmslos alle waren ganz klar ein Eingreifen Gottes, ein Wunder. Trotzdem gibt es im Alten Testament nicht nur ausführliche Anweisungen, wie Aussatz-Befall durch die Priester zu diagnostizieren ist, sondern auch, wie Priester die Heilung von Aussatz zu überprüfen haben. Sie kamen für viele Jahrhunderte nie zur Anwendung – bis Jesus kam. Und damit sind wir bei unserem heutigen Bibeltext.
Wenn es ein göttliches Wunder braucht, um Aussatz zu heilen, dann macht der Aussätzige mit seiner Aussage: „wenn du willst, kannst du mich reinigen“, überaus deutlich, dass er Jesus für Gott hält, denn wenn Jesus Gott ist, reduziert sich die Frage nach Heilung auf die Frage, ob er will.
Als Antwort tut Jesus etwas, das in der jüdischen Gesellschaft von damals geradezu skandalös war. Er berührt den Aussätzigen! Aber wie viel Mitgefühl und Liebe bringt Jesus hier diesem Mann entgegen, indem er den Unberührbaren berührt. Und was für eine Erlösung und Erleichterung sind seine schlichten Worte: „Ich will; sei gereinigt!“
Jesus ist das Leben in Person. Er ist Gott. Keine menschliche Krankheit kann ihn anstecken. Im Gegenteil! Was wir hier sehen ist „ansteckende Gesundheit“! In dem Moment, wo der menschgewordene Gott den Mann berührt, muss seine Krankheit weichen. Wir wollen hier aber nicht bei dem Wunder stehen bleiben, so beeindruckend es auch ist, denn göttliche Wunder sind nicht in sich selbst wichtig, sondern immer ein wichtiger Hinweis auf Gott und seinen Plan. Und genau das macht Jesus hier deutlich, indem er dem Mann aufträgt, zu den Priestern zu gehen, die ihn ja vorher anhand des Gesetzes für aussätzig erklärt hatten. Diesmal sollen sie ihn anhand des selben Gesetzes ordentlich für geheilt erklären und so bestätigen, dass Jesus Gott ist.
Was bedeutet das nun für uns heute?
Wenn Jesus Gott ist, dann ist er es heute noch immer so wie damals. Und der Aussatz von damals wurde schon immer auch als ein Sinnbild für die Sünde verstanden, die den Menschen vor Gott unrein macht. Letztendlich kam Jesus nicht in die Welt, um Kranke zu heilen, sondern um Sünder zur Buße zu rufen, am Kreuz für unsere Sünden zu bezahlen und denen ihre Schuld zu vergeben, die um Vergebung bitten.
Wenn du Jesus ehrlich um Vergebung deiner Sünden bittest, darfst du mit der gleichen Antwort rechnen, die der Aussätzige vor so vielen Jahren auch gehört hat: „Ich will; sei gereinigt!“