„Alles nun, was ihr wollt, dass die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso; denn dies ist das Gesetz und die Propheten.“
Die Bibel, Matthäus 7,12
In unserer Gesellschaft läuft sehr viel nach dem Motto: „Wie du mir, so ich dir.“ Unser heutiger Bibelvers klingt zwar irgendwie so ähnlich, ist jedoch tatsächlich der genaue Gegensatz.
„Wie du mir, so ich dir“ – das ist ein egoistischer Ansatz, bei dem ich andere danach bewerte, wie viel sie mir nützen und wie nett sie zu mir sind. Am Ende geht es um ihre Leistung für mich – und ich bin grundsätzlich eigentlich nicht bereit, ihnen mehr zu geben, als sie mir. Vorzugsweise vielleicht sogar weniger, denn dann mache ich „Gewinn“ an dieser Beziehung. Menschen als „Verbrauchsgegenstände“ und „Wegwerfprodukte“…
Was sagt das über dich und deinen Charakter, wenn du so mit anderen umgehst? Was für Beziehungen und was für eine Gesellschaft kommt dabei heraus, wenn tendenziell jeder erwartet, dass ihm der jeweils andere dienen bzw. nützen sollte?
Jesus setzt mit dem obigen Vers einen ganz anderen Maßstab und legt uns einen völlig anderen Ansatz vor. Hier führt Jesus mir nicht nur meinen Egoismus klar vor Augen, sondern durch Gottes Wort wird mir mein Egoismus sogar noch zu einem Hilfsmittel, meine eigenen Erwartungen und meinen Umgang mit meinen Mitmenschen immer wieder neu zu kalibrieren, denn der Anspruch ist ja, dass ich alle meine Mitmenschen ganz ohne Gegenleistung so behandeln soll, wie ich selbst von ihnen gerne behandelt werden würde. Fairness, Freundlichkeit, Geduld und Wertschätzung steht da wohl bei jedem von uns plötzlich an erster Stelle…
Wie kann es sein, dass dieser rund 2.000 Jahre alte Moral-Ansatz, gerichtet an die Juden im von den Römern besetzten Israel, auch so unglaublich präzise auf unsere heutige deutsche Gesellschaft passt?
Die Antwort ist unangenehm. Damals waren die Menschen Sünder und bis heute haben wir uns nicht geändert. Wir sind immer noch Sünder. Und wir brauchen immer noch Hilfe. Dafür starb Jesus am Kreuz.