„Der Herr vergalt mir nach meiner Gerechtigkeit, nach der Reinheit meiner Hände erstattete er mir. Denn ich habe die Wege des Herrn bewahrt und bin von meinem Gott nicht frevelhaft abgewichen. Denn alle seine Rechte waren vor mir, und seine Satzungen – ich entfernte sie nicht von mir. Und ich war vollkommen vor ihm und hütete mich vor meiner Ungerechtigkeit.“
Die Bibel, Psalm 18, 21-24 und 2. Samuel 22, 21-24
David, ein König in Israel, blickt auf sein Leben zurück. Wahrscheinlich hat er dieses Lied gegen Ende seines Lebens verfasst. Bis dahin ist jedoch schon einiges schief gelaufen. Er beging Ehebruch und tötete den Ehemann, um die Schwangerschaft durch seine Affäre zu vertuschen. Er hatte verzogene Söhne, die seinen Thron beanspruchten und das Volk in Probleme brachten. Über diese Dinge hat David auch Lieder geschrieben.
Und er sagt: Ich war vollkommen, bewahrte Recht und hütete mich vor Ungerechtigkeit?
Beides ist vorzusingen, also Sünde und Sieg, Versagen und Vollkommenheit.
Ist das nicht konträr?
David wollte sicher nicht seine Vergangenheit leugnen. Ich denke, hier stoßen wir an, weil wir einen falschen Gerechtigkeitsbegriff haben. David ist nicht gerecht und vollkommen, in dem Sinne, dass er sündlos und perfekt war. David ist gerecht, weil er ehrlich und in bzw. mit jeder Lebenslage vor Gott stand und sie direkt oder über Umwege in Gottes Licht stellte; weil er Gott fragte, was er davon hielt und wie er weitermachen sollte.
Der Gerechte ist nicht der Makellose bzw. der, der scheinbar makellos seine Mängel kaschiert, sondern er ist der, der in allem und in jeder Lage aufrichtig vor dem Herrn steht. Der Gerechte ist also durch seinen Glauben gerecht, wie es die Bibel schon auf den ersten Seiten über Abraham sagt:
Und [Abram] glaubte dem Herrn, und das rechnete Er ihm als Gerechtigkeit an.
Die Bibel, 1. Mose 15,6
Das können wir auch tun. Wir können unser Leben auch vor Gott stellen und ihn fragen: „Wie soll es weitergehen? Was mache ich hier eigentlich? Was denkst du, Gott?“
Lies Bibel.