Ozean der Unendlichkeit

„Kannst du die Tiefe Gottes ergründen
oder zur Vollkommenheit des Allmächtigen gelangen?
Sie ist himmelhoch – was willst du tun?
tiefer als das Totenreich – was kannst du wissen?
Ihre Ausdehnung ist größer als die Erde und breiter als das Meer.“

Die Bibel, Hiob 11,7-9

Es gibt nur einen Gott (vgl. 5. Mose 6,4). Und doch nennt die Bibel sowohl den Vater (vgl. Johannes 6,27), als auch den Sohn (vgl. Johannes 1,1) und den Heiligen Geist (vgl. Apostelgeschichte 5,3-4) Gott.

Eines Tages ging der Kirchenlehrer Augustinus (354-430 n.Chr.) am Strand entlang und dachte über dieses Geheimnis nach. Dabei sah er, wie ein Junge mit einer Muschel ein Loch in den Sand grub, zu den Wellen lief, Wasser in die Muschel füllte und es in das Loch schüttete. Augustinus fragte ihn: Was machst du da?“ Worauf der Junge erwiderte: „Ich schütte das Meer in mein Loch.“ – „Aha“, dachte sich Augustinus. „Etwas Ähnliches habe ich auch gerade probiert: Ich stand am Ozean der Unendlichkeit [Gottes] und wollte ihn mit meinem endlichen Verstand ergründen.“


Peter Güthler, „Angedacht“, Rigatio, S. 14