„So soll man uns betrachten: als Diener des Christus und Haushalter der Geheimnisse Gottes. Im Übrigen wird von einem Haushalter nur verlangt, dass er treu erfunden wird. Mir aber ist es das Geringste, dass ich von euch oder von einem menschlichen Gerichtstag beurteilt werde; auch beurteile ich mich nicht selbst. Denn ich bin mir nichts bewusst; aber damit bin ich nicht gerechtfertigt, sondern der Herr ist es, der mich beurteilt. Darum richtet nichts vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das im Finstern Verborgene ans Licht bringen und die Absichten der Herzen offenbar machen wird.“
Die Bibel, 1. Korinther 4,1-5
Der, der diese Zeilen schrieb, war der Apostel Paulus. Selbst ein Jude, war er zu Lebzeiten in seinem Volk eine höchst kontroverse Persönlichkeit, denn er brachte den Christlichen Glauben vom nahen Osten in die heutige Türkei, Griechenland und sogar nach Rom in Italien. Auf seinem erstaunlichen Lebensweg wurde er vielfach angefeindet, unter falsche Anklage gestellt, zu Unrecht eingesperrt und es gab eine ganze Reihe von Anschlägen auf sein Leben, einfach nur weil er das Evangelium vom wiederauferstandenen Jesus Christus lehrte und Gemeinden gründete.
Dieser Apostel Paulus war nun jemand, der – wenn man durch gute Werke vor Gott gerecht sein und sich seinen Platz im Himmel verdienen könnte – vermutlich ganz vorne mit dabei wäre. Doch was er hier den Christen in der Stadt Korinth schrieb, gibt uns einen ganz anderen Blickwinkel.
Erstmal bezeichnet sich Paulus als einen „Haushalter“, also Verwalter, der Geheimnisse Gottes. Jahrhundertelang hatten die Juden gerätselt, wie nun der verheißene Retter, der Gesalbte Gottes, der Sohn Davids, der Sohn des Menschen und all die vielen anderen Verheißungen und Blickwinkel auf den kommenden Retter der Menschheit in Erfüllung gehen würden. Die Verheißungen waren durch Jesus Christus erfüllt und die Geheimnisse, wie das alles zusammenpassen sollte, gelüftet worden. Was Paulus hier also „Geheimnisse Gottes“ nennt, ist einfach der Glaubensinhalt des christlichen Glaubens, wie er im Neuen Testament aufgeschrieben worden ist. Wenn Paulus sich aber als Verwalter dieser Dinge sieht, dann war es einfach seine Arbeit, den christlichen Glauben zu verbreiten. Lohn konnte er wohl erwarten, wie jeder Arbeiter es kann, jedoch nicht, dass sein Tun vor Gott als gute Werke oder irgendein Ausgleich für seine Sünden gelten würde.
Paulus hat dementsprechend auch gar nicht versucht, sich mit seinen Werken zu rühmen. Schon gar nicht vor Menschen. Im Gegenteil, er macht sogar sehr deutlich klar, dass es ihn nicht interessiert, wie Menschen oder sogar menschliche Gerichte, ihn beurteilen. An dieser Stelle könnte man versuchen, ihn als religiösen Fanatiker abzuschreiben, doch schon im nächsten Halbsatz erteilt Paulus auch dem eine Absage. „Auch beurteile ich mich nicht selbst“, sagt er einfach und fügt hinzu, dass er sich zwar nichts bewusst ist, wessen er vor Gott schuldig wäre, fügt jedoch hinzu, dass das nicht bedeutet, dass er gerecht ist vor Gott. Gott wird am Ende selbst über ihn richten und sein Urteilsspruch wird der ausschlaggebende sein, nicht Paulus eigene Meinung über sich.
Indem Paulus sagt, dass er sich nichts bewusst ist, wessen er vor Gott schuldig sei, meint er natürlich nicht, dass er nie gesündigt hat. Bevor er Christ wurde, war dieser Mann nämlich die Speerspitze der ersten Christenverfolgung in Jerusalem gewesen. Aber als er als jüdischer Fanatiker mit dem Beweis der Wiederauferstehung von Jesus Christus konfrontiert wurde, kehrte er mit aller Konsequenz um von seinem falschen Weg und warf sich auf die Gnade Gottes in Jesus Christus, der uns – bis heute – die Vergebung der Sünden aus Gnade anbietet. Deswegen war Paulus sich sicher, dass zwischen ihm und Gott nichts mehr offen geblieben war aber ihm war auch klar, dass Gott allein dies Beurteilen durfte.
Und er kommt, der große Gerichtstag Gottes, wo alle Menschen ihr Urteil empfangen werden. Bist du darauf vorbereitet, dass Gott deine Taten ans Licht bringen wird, die vor Menschen verborgen sind und die Absichten deines Herzens offenbar machen wird?
Wenn du die erstaunliche Lebensgeschichte von Paulus nachlesen willst, findest du sie in der Apostelgeschichte im Neuen Testament und die Briefe, die er an Korinth und andere Gemeinden schrieb, liefern viele zusätzliche, spannende Details. Nach Jesus Christus ist Paulus der Mensch, in dessen Leben uns das Neue Testament den tiefsten Einblick schenkt. Das ist kein Zufall, sondern ein menschliches Vorbild, das Gott uns ganz bewusst gegeben hat, damit wir es beachten.
Lies Bibel.