Es war einmal vor langer, langer Zeit, als WhatApp noch nicht erfunden war und es auch noch keine Emails gab … da schrieben sich die Menschen Briefe. Ich bin in dieser Zeit geboren und trotzdem, wenn ich so zurück denke, kommt es mir einfach total fremd und merkwürdig vor. Die Welt war noch nicht so dermaßen engmaschig vernetzt und verbunden wie heute. Es war sehr viel schwerer mit fernen Freunden in Kontakt zu bleiben. Ferngespräche waren wirklich teuer. Postkarten hatten auch damals nicht mehr Platz als heute. Zu einem tiefer gehenden Gedankenaustausch musste es dann eben der Brief sein. Und manchmal waren es wirklich viele Briefe mit jeweils wirklich vielen Seiten.
Am spannendsten finde ich, dass es damals durchaus nicht ungewöhnlich war, wenn Menschen, die sich zufällig kennengelernt hatten und danach jahrelang im Briefwechsel blieben, sich soweit kennenlernen und einschätzen lernen konnten, dass sie sich über große Entfernungen für ein gemeinsames Leben und zur Heirat entscheiden konnten. Wann und wie in solchen Fällen Liebe entstehen konnte, ist mir nicht so ganz klar, weil ich es so nicht erlebt habe und weil es heutzutage einfach auch nicht mehr üblich ist. Aber es scheint doch so zu sein, dass Liebe und auch romantische oder erotische Begeisterung nicht der Ausgangspunkt für solche Entscheidungen gewesen sein konnten. Irgendwie kam erst das grundlegende Kennenlernen, dann ein Austauschen und wohl auch Angleichen von Lebenseinstellung, Zielen im Leben usw. und dann eine persönlicherer Annäherung. Liebe und Vertrauen war hier wohl eher Folge als Triebfeder.
Ich will an dieser Stelle gar nicht bewerten, ob es damals besser war, als heute oder andersherum. Damals wie heute war und ist mit Sicherheit nicht alles Gold, was glänzt… und doch hat uns unsere „moderne“ (und oft sehr hektische) Wegwerf-Kommunikation ein Stück weit das Verständnis dafür genommen, dass mühsam auf Papier geschriebene Worte, die man gründlich abgewogen hat und ein geduldiger Gedankenaustausch über Monate und Jahre, teils mit tage- und wochenlangen Wartezeiten auf Antwort, irgendwie eine besondere Intensität und einen besonderen Wert haben.
Aus dieser Perspektive wird die Bibel plötzlich enorm spannend. Gott hat uns nicht nur einen langen Brief geschrieben, sondern gleich 66 Stück, die heute die 66 „Bücher“ der Bibel bilden. Er hat sich dafür etwa 1.600 Jahre lang Zeit genommen und über 40 Schreiber bemüht. Er hat uns jede Menge historische und biografische Berichte von Menschen geschriebene, die mit ihm gelebt haben; dazu sehr viel Poesie, wunderbare Lieder und Gedichte; dazwischen immer wieder Ausführungen und Erklärungen zu seinem Verständnis von Heiligkeit, Sünde, Gerechtigkeit, Gnade, dem Sinn des Lebens, Freude, Frieden, Hoffnung und anderen essenziellen Themen; und dann sind da natürlich auch noch prophetische Schriften mit herausfordernder Bildsprache und Metaphern, wo es um die Entfaltung und Vollendung von Gottes großem Plan in der Menschheitsgeschichte geht, inklusive einem Ausblick auf das Ende aller Dinge, das Endgericht, die Hölle und den Himmel.
Die Umstände ihrer Abfassung, ihr Umfang und die Vielschichtigkeit der Bibel geben uns eine Ahnung davon, dass Gottes Persönlichkeit, Charakter, seine Integrität und alle anderen Aspekte seiner Person unser menschliches Begriffsvermögen eigentlich weit übersteigen. Und doch hat Gott uns genau genommen nur ein recht dünnes Buch geschrieben, um sich uns vorzustellen.
Die Frage ist nun, ob du dir nicht doch mal die Zeit nehmen willst, um Gottes Briefe an dich zu lesen?
Die Bibel ist seine Einladung an dich, ihn so kennenzulernen, wie er wirklich ist. Die Bibel wird dich aber auch herausfordern, dich selbst so kennenzulernen, wie du wirklich bist. Dabei wirst du um die Person Jesus Christus, seinen Tod am Kreuz und seine Wiederauferstehung nicht herum kommen, denn der Sohn Gottes ist der Mittelpunkt der Bibel und unser Zugang zu Gott.
Das muss jetzt natürlich noch keinen Sinn für dich ergeben. Und du musst das jetzt auch noch nicht glauben. Erstmal geht es nur ums Kennenlernen. Schritt für Schritt.
Was hast du zu verlieren?
„Wie aber sollen die Menschen zu Gott rufen, wenn sie nicht an ihn glauben? Wie sollen sie zum Glauben an ihn finden, wenn sie nie von ihm gehört haben? Und wie können sie von ihm hören, wenn ihnen niemand Gottes Botschaft verkündet? Wer aber soll Gottes Botschaft verkünden, ohne dazu beauftragt zu sein? Allerdings hat Gott den Auftrag zur Verkündigung bereits gegeben, denn es ist schon in der Heiligen Schrift vorausgesagt: ‚Was für ein herrlicher Augenblick, wenn ein Bote kommt, der eine gute Nachricht bringt!‘ […] Es bleibt dabei: Der Glaube kommt aus dem Hören der Botschaft; und diese gründet sich auf das, was Christus gesagt hat.“
Die Bibel, Römer 10,14-15.17